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<p><b>Stade: <a moz-do-not-send="true"
href="https://www.nds-fluerat.org/40353/aktuelles/stade-ueber-200-demonstrant_innen-gedenken-am-samstag-aman-alizada-sie-fordern-lueckenlose-auflaerung-der-toetung/">Über
200 Demonstrant_innen gedenken am Samstag Aman Alizada-
sie fordern lückenlose Aufklärung der Tötung</a><br>
</b><br>
Gut 200 Menschen haben am vergangenen Sonnabend in Stade im
Gedenken an Aman Alizada, der am 17. August bei einem
Polizeieinsatz durch einen Beamten erschossen worden war,
demonstriert. Gemeinsam mit Freund_innen und
Unterstützer_innen haben der Flüchtlingsrat Niedersachsen, der
Flüchtlingsrat Hamburg, die Bürgerinitiative Menschenwürde
Landkreis Stade, die Sozialistische Jugend – Die Falken
Niederelbe und SKF -Sauerkrautfabrik Harburg zur Demonstration
aufgerufen. Das erfreulich breite Bündnis war sich in der
Forderung einig, dass es eine lückenlose, transparente und
unvoreingenommene Aufklärung der Umstände benötigt, unter
denen die tödlichen Schüsse abgegeben worden waren.
Selbstverständlich drängen sich eine Menge Fragen auf. Es ist
alarmierend, wenn die Polizei nicht in der Lage ist, solch
eine Konfliktsituation anders zu regeln, als mit dem tödlichen
Schusswaffeneinsatz. Die Polizei, die eigentlich wissen
musste, dass der junge Mann psychisch belastet war, trifft mit
sechs Beamten in der Unterkunft ein. Vier Beamte sind mit ihm
allein in der Wohnung, und am Ende ist der junge Mann tot, von
einem Beamten erschossen - nach dem, was uns bekannt ist,
durch mehrere Schüsse in den Oberkörper. Zur Begründung gibt
die Polizei an, dass dies in Notwehr geschehen sei, und
niemand außer die Beamten selber sind unmittelbare Zeugen der
Tat. Kritisiert wurde auch die Tatsache, dass der Beamte, der
die tödlichen Schüsse abgab, nach zwei Monaten wieder im
Dienst ist, trotz laufender Ermittlungen.</p>
<p>Ein weiteres wesentliches Anliegen insbesondere der Menschen,
die Aman kannten, war es, ihm gerecht zu werden, indem ein
richtiges Bild von ihm in der Öffentlichkeit entsteht, so wie
seine Freund_innen, Unterstützer_innen und Betreuerinnen ihn
kannten und erlebt hatten. Eine ehemalige Betreuerin von Aman
und Freunde beschrieben ihn in ihren Redebeiträgen als einen
stets hilfsbereiten, respektvollen und freundlichen jungen
Mann, der zielstrebig seine Ziele verfolgte. Unterstrichen
wurde das durch bewegende und eindrückliche Transparente und
zahlreiche Bilder. So stand auf einen Transparent „ Aman war
ein friedlicher und hilfbereiter Mensch“ und auf einzelnen
Bilder u.a. „Wir vermissen dich“, „ Du warst immer für uns da,
Kumpel!“.</p>
<p>Aus den Redebeiträgen wurde deutlich, dass es schwerwiegende
Defizite in der Unterstützung gab, sei es durch die
mangelhafte Jugendhilfe oder die unzureichende psychosoziale
Versorgung, weshalb letztlich der psychische Druck, unter dem
Aman Alizada stand, nicht aufgefangen wurde, dieser sich
vielmehr noch nach Ablehnung seines Asylantrages durch die
Angst vor einer Abschiebung nach Afghanistan verstärkte. Mit
dem Slogan „Aman war genauso wie wir“ machten andere junge
Geflüchtete deutlich, dass sie sich wie viele der geflüchteten
Jugendlichen in einer ähnlichen Drucksituation befinden.
Entsprechend forderten die Demonstrant_innen vom Landkreis
Stade eine deutliche Verbesserung der Jugendhilfe für junge
Geflüchtete, die i.d.R. auch über das 18. Lebensjahr hinaus
gehen muss.</p>
<p>Die Demo-Teilnehmer_innen stellten zudem klar, dass sie die
Ermittlungen zum Todesfall genau beobachten werden, nicht
zuletzt, da die Erfahrung zeigt, dass Ermittlungen gegen
Polizist_innen meist ergebnislos verlaufen und ohne
Konsequenzen bleiben. Mit der Demonstration konnte das
Geschehene sichtbar gemacht und des Getöteten in vielfältiger
Form gedacht werden, um gleichzeitig klare Forderungen an
Polizei, Behörden und Politik zu richten.</p>
<h3> </h3>
<h3>Aktuelle Presseberichte:</h3>
<p><a
href="https://www.sueddeutsche.de/politik/fluechtlinge-migration-deutschland-afghanistan-1.4637269-2"
moz-do-not-send="true">https://www.sueddeutsche.de/politik/fluechtlinge-migration-deutschland-afghanistan-1.4637269-2</a></p>
<p>Presseberichte zur Demonstration:</p>
<p><a
href="https://taz.de/Durch-Polizeischuesse-getoeteter-Afghane/!5629250/?goMobile2=1570752000000"
moz-do-not-send="true">https://taz.de/Durch-Polizeischuesse-getoeteter-Afghane/!5629250/?goMobile2=1570752000000</a></p>
<p><a
href="https://www.neues-deutschland.de/artikel/1127112.aman-alizada-ermittlungen-zur-toetung-von-amin-alizada-gefordert.html"
moz-do-not-send="true">https://www.neues-deutschland.de/artikel/1127112.aman-alizada-ermittlungen-zur-toetung-von-amin-alizada-gefordert.html</a></p>
<p> </p>
<h3>Ausführlicher Bericht zur Demonstration:</h3>
<p>Umgeben von vielen Bildern und Schildern, auf denen Aman zu
sehen ist, beginnt Janine Wagener vom Flüchtlingsrat Hamburg
die Auftaktkundgebung mit einem kurzen Rückblick auf den
Verlauf der Tötung des jungen Aman anzumoderieren und
verdeutlicht die Hauptanliegen der Demonstration: Gedenken und
die Forderung nach Aufklärung.</p>
<p>Dorothea Hoffman, ehemalige Betreuerin von Aman, leitete die
Auftaktkundgebung mit einem persönlichen Beitrag ein:</p>
<p>„<em>Als ich vom 17. August erfuhr, von dieser erschreckenden
Tragödie, in der der junge Mensch gewaltsam ums Leben kam,
war ich verwirrt. Ich war schockiert, traurig, wütend und
fühlte mich hilflos. In den ersten Wochen redete ich viel
mit ehemaligen Kollegen, Jugendlichen und schon jungen
Erwachsenen. Wir versuchten, füreinander da zu sein und uns
gegenseitig zu unterstützen</em>.“ Sie berichtete zudem
eindrücklich von den ersten Jahren, in denen Aman mit vielen
weiteren unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten in Stade
ankam und über zwei Jahre unter schwierigen Bedingungen in
einer Turnhalle leben musste, sich dabei jedoch durchweg stark
und diszipliniert den hohen Herausforderungen immer wieder
stellte.</p>
<p>Es folgte eine Schweigeminute in Gedenken an den jungen
Verstorbenen.</p>
<p>Der Flüchtlingsrat Niedersachsen bekräftigte seine
Forderungen nach transparenter und lückenloser Aufklärung. Es
wurden aber auch die Versorgungsdefizite in Stade, die sich im
Rahmen von Gesprächen, die der Flüchtlingsrat vor Ort führte,
identifizieren ließen, klar aufgezeigt. Untzer anderem
kritisierte der Flüchtlingsrat die Beendigung der Jugendhilfe
mit 18 Jahren oder kurz danach: "<em>Die jungen Menschen
werden massiv gefährdet und ihre ihnen zustehenden Rechte
verwehrt. Das muss sofort ein Ende haben. </em><em>Die
bestenfalls durch die Jugendhilfe erreichte Stabilisierung
wird durch solche Handlungen massiv gefährde</em>t" so
Dörthe Hinz vom Flüchtlingsrat. „<em>Aus dem Grund richten wir
heute auch eine klare Forderung an Politik und Behörden in
Stade. Handelt, schaut nicht weg, sondern wendet euch den
jungen Menschen zu und übernehmt Verantwortung</em>. <em>Ordnungspolitische
und finanzielle Interessen dürfen niemals Vorrang vor den
Rechten und Schutz von Minderjährigen und jungen Erwachsenen
haben. Sie dürfen nicht zum Spielball kurzfristiger
politischer Machtinteressen gemacht werden</em>. "</p>
<p>M., ein Freund von Aman, erklärte, dass er Aman 2015 in der
Unterkunft kennengelernt hatte, und beschrieb ihn als „<em>sehr
sozial, freundlich und ordentlich</em>“, der ihm <em>„enger
als ein eigener Brude</em>r“ war und der ihm sehr fehle.
Nachdem Aman schwierige Situationen wie Anschläge und
Diskriminierungen in Pakistan und die Gefahren der Flucht
überlebt hatte, sei er nun in Deutschland, wo er sich in
Sicherheit wähnte, gewaltsam gestorben. Auch er forderte die
Aufklärung der Umstände seines Todes.</p>
<p>In dem Redebeitrag der Falken Niederelbe wurde der Blick auf
Polizeigewalt in Deutschland gerichtet: „<em>Diesen Apparat
kritisch zu hinterfragen und genau hinzuschauen, wenn Zwang
ausgeübt wird, wenn Menschen getötet werden, hat nichts mit
Vorverurteilung zu tun, sondern zeigt nur, dass Menschen
ihren Auftrag als mündige Subjekte der Gesellschaft
wahrnehmen</em>“. Der Redner erklärte: „V<em>on über 2000
gewalttätigen Übergriffen durch Polizist_innen, die
angezeigt werden, landen gerade einmal 2 Prozent vor
Gericht. Nicht einmal einer von hundert wird verurteilt. Das
Dunkelfeld ist etwa 5 mal höher</em>“. Er kritisierte
weiterhin, dass es in Deutschland keine unabhänhgige
Beschwerdestelle sowie keine externe Ermittlungsbehörde für
Angehörge der Polzei gäbe.<em> „Eine unabhängige Behörde, wie
sie in den meisten demokratischen Ländern zu finden ist,
wäre zumindestens ein Anfang, um es mit den Privilegien der
Polizei, der andauernden Straflosigkeit aufzunehmen."</em></p>
<p>A. Jafari, ein politischer Aktivist aus Hildesheim, selber
vor vier Jahren als Minderjähriger aus Afghanistan geflüchtet,
sprach sein Beileid aus und führte die ganze Tragik von Amans
Tod vor Augen: „ <em>Aman hat wegen Krieg und Rassismus das
Land verlassen. Er wollte ein normales Leben ohne Krieg und
Blutvergießen. Stattdessen machen Politiker und das BAMF
Stimmung gegen ihn und 1000 andere Geflüchtetete. Auch
deswegen wurde sein Asylantrag abgelehnt. Aman war eben
deshalb mit psychischen Problemen konfrontiert. Er
befürchtete, nach Afghanistan abgeschoben zu werden</em>.“
Er schloss ab mit zwei Fragen: „<em>Wenn an seiner Stelle ein
junger Deutscher am Tatort gestanden hätte, hätten die
Polizisten dann auch geschossen und nicht geholfen?</em> <em>Wenn
Aman die gleichen Rechte wie alle gehabt hätte, wäre er
jetzt auch tot</em>?"</p>
<p>Ein weiterer Freund von Aman berichtete von Momenten mit Aman
und auch der tiefen Trauer, die ihn und viele andere Freunde
seitdem begleitet und belastet.</p>
<p>Barbara Gessenhardter-Ehrhardt sprach für das Bündnis
Menschenwürde Landkreis Stade und stellte vier klare
Forderungen auf: „<em>Wir wollen, dass die Würde von Aman auch
nach diesem schrecklichen Tod gewahrt bleibt! Wir wollen,
dass die tödliche Polizeiaktion vollständig aufgeklärt wird!</em>
<em>Wir wollen, dass unbegleitete minderjährige und gerade
volljährige gewordene Flüchtlinge von Seiten des Jugendamt
angemessen unterstützt werden!</em> <em>Und wir wollen,
dass die Abschiebungen nach Afghanistan, in ein Land im
Krieg, endlich aufhören!".</em></p>
<p>Auch Felix, der für die Sauerkrautfabrik Harburg sprach,
beleuchtete die Strukturen und Handlungen des Polizeiapparats
kritisch. Er kritisierte das Racial Profiling sowie die
Ignoranz vorrangig priviligierter Menschen gegenüber den
erstarkenden rechten Strukturen. „<em>Um Menschen zu schützen,
die von Politiker_innen diffamiert, von Gesetzen entrechtet
werden und zu guter Letzt von der Exekutive, also der
Polizei, direkt angegangen werden, bedarf es mehr als nur
einer Demonstration</em>.<em> Es bedarf einer Gesellschaft,
die sich über Umstände im klaren ist. Im Gedenken an alle,
die durch Polizei, also der staatlichen Gewalt, zu Tode
gekommen sind, werden wir weiter Aufklärung und
Gerechtigkeit einfordern, wo sie mit Füßen getreten wird</em>“,
schloss der Redner seinen Beitrag ab.</p>
<p>Zoe, eine junge Aktivistin, machte deutlich : „<em>Ich kann
mir nicht mal im Traum vorstellen, was diese Jugendlichen in
meinem Alter oder jünger schon überleben und ertragen
mussten. Nie könnte ich den Verlust meiner Freunde oder
sogar meiner kleinen Geschwister überstehen und das alles in
einem fremden Land, mit fremder Sprache und komplett anderer
Kultur. Das Einzige was uns von diesen Jugendlichen
unterscheidet, sind die Geburtsorte und sehr viel Pech. Aber
das, was zählen sollte, ist, dass wir alle Menschen sind und
alle ein Recht auf ein lebenswertes Leben haben. In einem
sicheren und sozialen Umfeld</em>.“</p>
<p>Zum Abschluss der Demonstration wurden in Gedenken viele
Kerzen angezündet vor den Bildern von Aman.</p>
<p><br>
</p>
<p>Redebeiträge im Original sowie weitere Bilder können unserer
<a
href="https://www.nds-fluerat.org/40353/aktuelles/stade-ueber-200-demonstrant_innen-gedenken-am-samstag-aman-alizada-sie-fordern-lueckenlose-auflaerung-der-toetung/"
moz-do-not-send="true">Homepage </a>entnommen werden.</p>
<p><br>
</p>
<p><img src="cid:part6.BC6EE356.D174547B@nds-fluerat.org" alt=""
class="" width="504" height="283"><img
src="cid:part7.B00CD1A5.1E384C7D@nds-fluerat.org" alt=""
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<p><br>
</p>
<p><br>
</p>
<p>Solidarische Grüße,</p>
<p>Dörthe Hinz<br>
</p>
<p> </p>
<pre class="moz-signature" cols="72">--
Dörthe Hinz
Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V.
BUMF e.V.-Landeskoordinatorin Niedersachsen
Röpkestr. 12
30173 Hannover
Tel.: 0511/98 24 60 30
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