[juF-nds] Zur Innenministerkonferenz der Länder - PRO ASYL fordert Abschiebemaschinerie zu stoppen
Dörthe Hinz - Flüchtlingsrat Nds.
dh at nds-fluerat.org
Di Jun 11 11:31:27 CEST 2019
Zur Innenministerkonferenz der Länder - PRO ASYL fordert
Abschiebemaschinerie zu stoppen
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*Presseerklärung
10. Juni 2019*
*Zur Innenministerkonferenz der Länder *
*PRO ASYL fordert Abschiebemaschinerie zu stoppen*
Anlässlich der am Mittwoch startenden Innenministerkonferenz fordert PRO
ASYL, die Innenminister der Länder auf, die Situation in den
Hauptherkunftsländern und die Unmöglichkeit einer Rückkehr in sichere
Verhältnisse zur Grundlage ihrer Debatten zu machen. Die Situation in
den Herkunftsstaaten Afghanistan, Syrien und Irak ist unverändert
katastrophal; im Sudan eskaliert die Lage.
PRO ASYL-Geschäftsführer Günter Burkhardt appelliert: »Der Bundestag hat
auf Druck der Union die Rechtsinstrumentarien für eine weitere
Brutalisierung der Abschiebemaschinerie zur Verfügung gestellt. Nun ist
es an den Innenministern der Länder eine politische Entscheidung zu
treffen.« PRO ASYL fordert, die Abschiebemaschinen nach *Afghanistan* zu
stoppen. Auch unter Flüchtlingen aus *Syrien* darf durch kurzfristige
Abschiebestopps keine Panik geschürt werden, denn eine realistische
Analyse zeigt, dass auf absehbare Zeit keine sichere Rückkehr nach
Syrien möglich ist. Deshalb ist auch die flächendeckende Einleitung von
Widerrufsverfahren zu beenden. Die Umstände in Syrien haben sich nicht
langfristig und nachhaltig geändert. Darüber hinaus erfordert die
eskalierende Lage im *Sudan* einen umgehenden Abschiebungsstopp.
*Informationen zu Herkunftsstaaten*
*Afghanistan*
Über 3800 Zivilist*innen verloren im letzten Jahr ihr Leben und noch nie
starben in Afghanistan so viele Kinder wie 2018. Abseits der großen
Städte fallen immer mehr Regionen unter die Herrschaft der Taliban, sie
kontrollieren oder bedrohen wichtige Verbindungsstraßen. Überlandreisen
sind daher mit großen Risiken verbunden. Anschläge hat es in den letzten
Jahren bis in die besonders gesicherten Zonen der Städte hinein gegeben
– mit vielen Opfern. Im Oktober 2018 hatten die Regierungskräfte laut
SIGAR-Report
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in nur noch 54 Prozent des Landes die vollständige Kontrolle. Die
Taliban konnten ihre Gebietsgewinne im selben Zeitraum verdoppeln. Rund
ein Viertel des Landes bleibt zwischen den Kriegsparteien konstant umkämpft.
Außerdem wurde kürzlich bekannt, dass die von IOM betreute
Übergangsunterkunft in der Stadt nicht mehr zur Verfügung steht. Für
Abgeschobene, die nicht über familiäre oder sonstige Netzwerke verfügen,
ergibt sich dadurch das zusätzliche Problem drohender Obdachlosigkeit.
Dabei gehen sie große Risiken ein, wenn sie sich in der Stadt bewegen.
Durch rein finanzielle Unterstützungsleistungen kann dieses Problem
nicht gelöst werden.
*Syrien*
Die Einschätzung aus dem Lagebericht des Auswärtigen Amtes vom November
2018, der eigens zu der damaligen IMK erstellt wurde, legt überzeugend
dar, dass die Assad-Diktatur ihren Repressionsapparat weiter ausgebaut
hat, dass die unterschiedlichen Geheimdienste faktisch keinen rechtlich
definierten Beschränkungen unterliegen und diese Haftanstalten
unterhalten, in denen systematisch gefoltert wird.
Die Verfolgungshandlungen des Assad-Regimes sind durch ein hohes Maß an
Willkür gekennzeichnet. Jede Person, die auch nur verdächtigt wird, dem
Regime gegenüber illoyal gesinnt zu sein, kann Opfer von
Verfolgungshandlungen werden. Syrischen Flüchtlingen droht daher bei
Rückkehr nach Syrien erhebliche Gefahr, Opfer willkürlicher
Inhaftierung, von Folter und Verschwinden-Lassen zu werden. Insbesondere
Wehrdienstentziehern und Deserteuren drohen willkürliche Strafen und /
oder Zwangsrekrutierung in die syrische Armee oder in regimeloyale Milizen.
*Irak*
Ergebnis des Krieges im Irak ist ein Flickenteppich von lokalen und
regionalen Machtgebieten und ein politisch, konfessionell und
territorial tief gespaltenes Land.
Neue Berichte des UNHCR zeigen, wie prekär die Lage im Land weiterhin
ist. Noch immer gibt es 1,65 Millionen Binnenvertriebene, von denen
viele unter sehr schlechten Bedingungen leben. Die Regierung übt starken
Druck auf Binnenvertriebene aus, zurück zu kehren, aber besonders für
Angehörige religiöser Minderheiten ist eine Rückkehr in ihre
Ursprungsregionen im Irak oft undenkbar – dies gilt insbesondere für
Jesid*innen, die den Völkermord, Verschleppung und Versklavung überlebt
haben. Die Gefahr durch den Islamischen Staat ist auch nicht gebannt, es
werden weiterhin Aktivitäten wie Entführungen gemeldet.
*Sudan*
Wie verschiedene Medien berichten, wurde am Mittwoch Yasir Arman,
Generalsekretär der oppositionellen /Sudan People's Liberation Army/
Movement-North/ von der Militärregierung festgenommen. Yasir Arman, der
noch im Februar an einer Demonstration in Hannover gegen das Regime vom
al-Bashir teilgenommen hatte, war in der letzten Woche nach etlichen
Jahren im Exil zu Verhandlungen mit dem Militärrat in den Sudan
zurückgekehrt. Mit der Verhaftung haben die Angriffe der
Militärregierung auf die Oppositionellen eine weitere Zuspitzung
erfahren. Ganz offensichtlich ist der Militärrat an keiner friedlichen
Einigung mit der Opposition und einer Übergabe der Macht an eine noch zu
wählende demokratische legitimierte Regierung gelegen. Die Festnahme
Armans macht deutlich, wie gefährdet Rückkehrer*innen sind.
Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass IOM das Rückkehrprogramm
in den Sudan auf Grund der schlechten Sicherheitslage aussetzt,
unterstützt PRO ASYL die Forderung des Flüchtlingsrats Niedersachsen
nach einemsofortigen Abschiebungsstopp
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Eine ausführliche Analyse finden Sie in unseren Flüchtlingspolitischen
Anliegen zur Innenministerkonferenz
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