[juF-nds] Tag des Flüchtlings: PRO ASYL und die Landesflüchtlingsräte fordern Abschiebungsstopp nach Afghanistan
Dörthe Hinz - Flüchtlingsrat Nds.
dh at nds-fluerat.org
Mo Sep 30 08:33:41 CEST 2019
Liebe Liste,
der Tag des Flüchtlings war bereits letzte Woche, die Inhalte der
Pressmitteilung sind jedoch weiterhin tagesaktuell:
https://www.nds-fluerat.org/40176/aktuelles/tag-des-fluechtlings-pro-asyl-und-die-landesfluechtlingsraete-fordern-abschiebungsstopp-nach-afghanistan/
*Presseinformation, 27. September 2019*
*Kaum ein Tag ohne Meldungen über Tote und Verletzte*
Angesichts der bevorstehenden Präsidentschaftswahl und der militärisch
und politisch völlig volatilen Lage im Land fordern PRO ASYL und die
landesweiten Flüchtlingsräte einen Stopp der Abschiebungen nach Afghanistan.
»Innenpolitisches Wunschdenken ist mit der brutalen Realität in
Afghanistan nicht in Einklang zu bringen. Auch die Innenminister der
Länder müssen sich dieser Realität stellen und die Politik der
verschlossenen Augen beenden. Afghanistan ist nicht sicher«, sagt Günter
Burkhardt anlässlich des bundesweiten Tags des Flüchtlings am 27.
September. Der Tag des Flüchtlings 2019 steht unter dem Motto »Menschen
und Rechte sind unteilbar« und findet im Rahmen der Interkulturellen
Woche statt.
Auch zahlreiche Politiker_innen aus Bund, Ländern und Kommunen werben
gerade in dieser Zeit für Weltoffenheit, Akzeptanz und Integration.
Gleichzeitig läuft die Abschiebungsmaschinerie nach Afghanistan in
vielen Bundesländern ungerührt weiter. Auch wenn sich Niedersachsen
bisher sehr zurückhält, haben sich die Behörden zuletzt wieder an einer
Sammelabschiebung nach Afghanistan beteiligt und am 28. August 2019 zwei
Männer im Alter von 18 und 28 Jahren
<https://www.nds-fluerat.org/wp-content/uploads/2019/09/18-04574.pdf>
abgeschoben. Damit hat sich Niedersachsen zum zweiten Mal an den zentral
organisierten Sammelabschiebungen nach Afghanistan beteiligt.
Kai Weber, Geschäftsführer Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V.:
„Der Flüchtlingsrat Niedersachsen lehnt Abschiebungen nach Afghanistan
ausnahmslos ab. Wir kritisieren insbesondere die Abschiebung eines
Mannes kurz nach Vollendung der Volljährigkeit. Wir müssen davon
ausgehen, dass er als Minderjähriger nach Deutschland eingereist war.
Wir fordern von der Landesregierung ein Ende dieser Praxis!“
Die Flüchtlingsräte und PRO ASYL fordern, dass das Thema nun erneut
sowohl bei den Innenministern der Länder als auch bei den
Sondierungsgesprächen in Brandenburg und Sachsen auf den Tisch kommt.
»Kaum ein Tag in Afghanistan vergeht ohne Meldungen über Angriffe und
Anschläge mit Dutzenden von Opfern – und hierzulande werden Monat für
Monat Sammelabschiebungen nach Kabul durchgesetzt, koste es, was es
wolle«, kritisiert Burkhardt. Im September ist die Lage im Land völlig
eskaliert; es dürfte schwierig werden, Bundespolizist_innen für einen
Flieger in ein Kriegsgebiet abzustellen.
Kurz vor der Präsidentschaftswahl am morgigen Samstag versinkt
Afghanistan im Chaos. Die Friedensverhandlungen sind ausgesetzt; die
Kriegsparteien gehen massiv gegeneinander vor, auf die Zivilbevölkerung
wird keinerlei Rücksicht genommen. Bei blutigen Anschlägen und Angriffen
in zahlreichen Provinzen kamen binnen weniger Tage Dutzende Menschen ums
Leben oder wurden verletzt:
* bei einem Angriff der afghanischen Armee
<https://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan-813.html> auf
Verstecke der Taliban in der Provinz Helmand gab es mindestens 35
Tote und zahlreiche Verletzte – darunter auch Zivilist_innen
* Dutzende weitere Opfer gab es bei einem Anschlag der Taliban
<https://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan-813.html> in der Nähe
eines Krankenhauses im Süden des Landes
* bei gleich zwei Anschlägen der Taliban
<https://www.dw.com/de/mindestens-48-tote-bei-zwei-anschl%C3%A4gen-in-afghanistan/a-50456766>
auf Wahlkampfveranstaltungen in Kabul und der Provinz Parwan kamen
rund 50 Menschen ums Leben, viele weitere wurden verletzt
Seit Jahresbeginn (Stand 5. September
<https://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/afg-monthly-humanitarian-update-aug-2019.pdf>)
wurden laut UN innerhalb des Landes mehr als 262.000 Menschen neu in die
Flucht geschlagen, in 30 von 34 Provinzen fand Binnenflucht aufgrund von
Gewalt und Konflikten statt. UNOCHA berichtet
<https://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/afg-monthly-humanitarian-update-aug-2019.pdf>
zudem von einer extrem schweren Versorgungslage für die
Zivilbevölkerung, die sich durch gewaltsame Auseinandersetzungen
zwischen den unterschiedlichen Kriegsakteuren noch weiter verschärft.
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