[juF-nds] Beitrag "Soziale Arbeit und Solidarität in Zeiten von Social Distancing" - Corona und die Auswirkungen auf junge Geflüchtete
Büchner - Flüchtlingsrat Thüringen
buechner at fluechtlingsrat-thr.de
Do Apr 2 11:33:04 CEST 2020
Liebe Interessierte,
hier ein wichtiger Beitrag für die Soziale Arbeit mit jungen Geflüchten
in der aktuellen Corona-Situation.
***
https://b-umf.de/p/soziale-arbeit-und-solidaritaet-in-zeiten-von-social-distancing/
*Soziale Arbeit und Solidarität in Zeiten von Social Distancing *
01.04.2020
Welche Auswirkungen haben die aktuellen Entwicklungen im Kontext der
Corona Pandemie auf Bereiche der Gesellschaft, die ohnehin von
Ausgrenzung und Diskriminierung betroffen sind? Was bedeutet dies für
die alltägliche Soziale Arbeit? Wie lässt sich Solidarität im Rahmen der
zweifelsohne notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus umsetzen?
*Diskriminierungserfahrungen und Zugangsbarrieren im Kontext von Corona *
Adis e.V. (Antidiskriminierung · Empowerment · Praxisentwicklung) hat in
einem Fachbeitrag Beobachtungen und Gedanken zusammengetragen, um trotz
oder gerade während der aktuellen Ausnahmesituation einen aufmerksamen
Blick auf gesellschaftliche Ausgrenzungssituationen nicht zu
vernachlässigen.
Sie beschreiben, wie Diskriminierungserfahrungen im Kontext von Corona
zunehmen und wie Zugangsbarrieren zu digitalen sozialen Räumen ebenso
wie Freiheitsbeschränkungen des öffentlichen Raumes gerade da, wo
Zuhause nicht bedeutet, über einen schönen und sicheren Ort zu verfügen,
eine massive – und zum Teil gesundheitsgefährdende – Verschlechterung
der Situation bedeutet. Sie schildern, wie die Aufmerksamkeit
hinsichtlich gesundheitlicher Vorbelastungen bei denjenigen belassen
wird, die Schutz einfordern müssen.
*Auswirkungen auf junge Geflüchtete *
Auch wir erfahren in allen Kontexten unserer Arbeit, welche massiven
Auswirkungen die zweifelsohne notwenigen Maßnahmen zur Eindämmung der
Virusverbreitung auf den Alltag und die Resilienz junger Geflüchteter
haben: Soziale Distanz im Betreuungssetting, die Streichung von Sport-
und Freizeitangeboten bei gleichzeitigem Schulausfall, die Sorge um die
Situation von Verwandten im Ausland, gesundheitsgefährdende
Lebensbedingungen von Freunden und Verwandten in
Gemeinschaftsunterkünften oder gar in Lagern an den europäischen
Außengrenzen – all dies belastet die Jugendlichen in
Jugendhilfeeinrichtungen während dieser Zeit immens.
Kinder und Jugendliche mit ihren Familien, die in Großunterkünften
leben, sind den Auswirkungen der Begrenzungen des Kontakts und den
Einschränkungen der Nutzungsmöglichkeiten des öffentlichen Raums noch
viel stärker ausgesetzt. Voraussetzungen, den Schulausfall von zuhause
zu kompensieren sind hier ungleich schwieriger. Benachteiligungen im
Bildungssystem werden hier potentiell reproduziert. Soziale Isolation
und Freiheitsentzug können je nach biographischen Vorerfahrungen Trigger
sein.
Zugleich sind psychosoziale und pädagogische Unterstützungsangebote
selbst mit der Bewältigung der Situation befasst und angewiesen, den
Kontakt auf das notwendige Minimum zu beschränken und methodisch zu
verändern, auf digitale Optionen umzustellen. Von Seiten
traumatherapeutischer Angebote erfahren wir, dass die Maßgabe, nur in
Notfällen Therapien anzubieten bzw. fortzusetzen schwierig umzusetzen
ist, haben doch viele, nahezu alle, in der aktuellen Situation deutlich
erhöhten Bedarf.
*Wie lässt sich Solidarität umsetzen? *
Es ist unsere Aufgabe, gesellschaftliche Ausgrenzungen und die Ränder
der Versorgungsstruktur zu identifizieren und zu benennen. Es lässt sich
nicht aufhalten, dass diese sich im Zuge der sich derzeit
überschlagenden Ereignisse verändern, verschärfen. Umso wichtiger ist es
bereits jetzt die gebotene Solidarität auch auf jene gesellschaftlichen
‚Gruppen‘ und Bereiche zu richten, die von der aktuellen Krise in
besonderer Weise betroffen sind und Solidarität nicht nur während dieser
Krisenzeit sondern auch und gerade für die Zeit danach einzufordern.
Die Kolleg*innen von Adis e.V. haben wichtige Gedanken zu Ausschlüssen
und Diskriminierungen in Zeiten von Corona verschriftlicht und geben
Denkanstöße, wie wir diese reflektieren können, um in unserer jeweiligen
Arbeit dagegen vorgehen zu können. Auf einer Übersichtsseite haben wir
zudem mehrsprachige Informationen zum Corona-Virus sowie Praxishilfen
für Fachkräfte und Träger der Jugendhilfe zusammengestellt.
https://b-umf.de/p/soziale-arbeit-und-solidaritaet-in-zeiten-von-social-distancing/
/Johanna Karpenstein
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