[juF-nds] Presseinformation: Aufnahme von geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus Griechenland jetzt umsetzen!
Dörthe Hinz - Flüchtlingsrat Nds.
dh at nds-fluerat.org
Mi Jan 22 11:19:17 CET 2020
22. Januar 2020
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Jugendlichen aus Griechenland jetzt
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Aufnahme von geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus Griechenland
jetzt umsetzen!
*Landesflüchtlingsräte, PRO ASYL und der Bundesfachverband
unbegleitete minderjährige Flüchtlinge e.V. (BumF) kritisieren
Blockade der Bundesregierung*
*Presseinformation, 22. Januar 2020*
Im fünften Jahr des EU-Türkei-Deals harren zehntausende Menschen unter
katastrophalen menschenunwürdigen Bedingungen auf den griechischen
Inseln aus. Unter ihnen sind tausende Kinder und Jugendliche, sie machen
mehr als ein Drittel der derzeit rund 41.000 Geflüchteten
<https://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/73518.pdf>
aus. Mehr als 60 Prozent der Kinder sind unter 12 Jahre alt.
Knapp 15% aller Kinder und Jugendlichen (etwa 2.000) auf den
griechischen Inseln flohen allein oder sind von ihren Familien getrennt
und komplett auf sich allein gestellt. Viele von ihnen leben schutzlos
in Zelten, auf der Straße oder sind unter dem Vorwand, es sei zu ihrem
eigenen „Schutz“, sogar inhaftiert. Der Zugang zu Betreuung, Bildung und
notwendiger (medizinischer) Versorgung bleibt vielfach verwehrt. Diese
Situation verletzt in einem massiven, teils lebensbedrohlichen Ausmaß
die Rechte der Kinder und Jugendlichen. Ein Großteil von ihnen hat
Angehörige in Deutschland.
PRO ASYL, die Landesflüchtlingsräte und BumF sind empört über die
Blockade des Bundesinnenministeriums
<https://www.migazin.de/2020/01/22/pistorius-keine-chance-aufnahme-lesbos/?utm_source=mailpoet&utm_medium=email&utm_campaign=MiGLETTER>
und fordern, die Aufnahme der Schutzsuchenden von den griechischen
Inseln in Deutschland ohne weitere Verzögerung umsetzen.
*PRO ASYL, Landesflüchtlingsräte und B-UMF stellen fest:*
Sieben Bundesländer und mindestens 15 Kommunen haben öffentlich Plätze
für die Aufnahme von unbegleiteten Kindern und Jugendlichen von den
griechischen Inseln angeboten. Die Aufnahmebereitschaft ist in
Deutschland also weiterhin hoch. Wer jetzt die Aufnahme verweigert,
trägt dazu bei, dass die Kinder- und Menschenrechtsverletzungen an den
EU-Außengrenzen immer weiter andauern. Kindeswohl und Kindesschutz enden
aber nicht an der Landesgrenze. Es ist unsere humanitäre Pflicht, jetzt
zu handeln.
In Deutschland haben bundesweit zahlreiche Jugendhilfeeinrichtungen
freie Plätze und können die schutzbedürftigen Kinder und Jugendlichen
sofort betreuen. Eine Vielzahl der festsitzenden Flüchtlingskinder hat
auch Angehörige, die bereits in Deutschland leben und hier im
Asylverfahren sind. Ihre Aufnahme ist kein Gnadenakt, sondern beruht auf
einem Rechtsanspruch auf Familienzusammenführung über die
Dublin-Verordnung. Die Verfristung der Antragstellungen in Griechenland
liegt auch an den katastrophalen Zuständen, die Europa mit dem
EU-Türkei-Deal bewusst herbeigeführt hat.
Die Aufnahme von unbegleiteten Kindern und Jugendlichen kann nur ein
Anfang sein. Die sogenannten Hotspots müssen umgehend geschlossen
werden. Wenn die Menschenrechte auch an den europäischen Außengrenzen
gelten sollen, braucht es den Zugang zu einem Asylverfahren innerhalb
der EU, und dieser ist im Schlamm und Morast der sogenannten „Hotspots“
nicht möglich.
Kontakt:
Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V.:
Kai Weber, Geschäftsführer
Tel.: 0511 – 84 87 99 72
E-Mail: kw at nds-fluerat.org, nds at nds-fluerat.org
Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V.
Dörthe Hinz
Tel.: 0511 – 98 24 60 37
E-Mail: dh at nds-fluerat.org, nds at nds-fluerat.org
Hintergrund:
Anfang November 2019 erklärte der Sprecher der A-Länder der
Innenminister_innenkonferenz, Niedersachsens Innenminister Boris
Pistorius
<https://www.mi.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presseinformationen/fazit-der-griechenland-reise-pistorius-will-unbegleitete-minderjahrige-fluchtlinge-von-lesbos-unterstutzen-182275.html>,
nach einer Griechenland-Reise, er wolle unter seinen Amtskolleg_innen in
den Bundesländern und bei Bundesinnenminister Horst Seehofer dafür
werben, etwa über mögliche Sonderkontingente, unbegleitete Kinder und
Jugendliche von den griechischen Inseln in Deutschland aufzunehmen.
Konkret will Pistorius bis zu 200 Kinder und Jugendliche nach
Niedersachsen holen
<https://www.welt.de/politik/deutschland/article205173373/Boris-Pistorius-Beschaemend-wie-sich-Politik-in-die-Buesche-schlaegt.html>.
Frankreich hat die Aufnahme von 400 Personen zugesagt. Dies ist eine
unangemessen geringe Zahl, aber mehr als nichts. Nach Medienberichten
hat Bundesinnenminister Seehofer eine Aufnahme komplett abgelehnt.
Anfang Dezember 2019 erklärten die *Bundesländer Berlin, Niedersachsen
und Thüringen* in einem Schreiben ihre Aufnahmebereitschaft für
unbegleitete Kinder und Jugendliche aus Griechenland gegenüber
Bundesinnenminister Seehofer. Seither haben außerdem die *Bundesländer
Baden-Württemberg, Brandenburg, Hamburg und Rheinland-Pfalz* politisch
erklärt, ebenfalls für Aufnahmen bereit zu stehen.
Ausgehend von einer Initiative des *Potsdamer Oberbürgermeisters Mike
Schubert* haben in den letzten Wochen neben Potsdam mindestens 15
Kommunen konkrete Aufnahmeplätze öffentlich benannt bzw. in Aussicht
gestellt, darunter die *Städte Frankfurt (Oder), Düsseldorf, München,
Kiel, Teltow und Freiburg*.
—
Kampagne #Wir haben Platz- geflüchtete Minderjährige aus Griechenland
aufnehmen!
<https://www.nds-fluerat.org/aktionen/kampagnen/wir-haben-platz-gefluechtete-minderjaehrige-aus-griechenland-aufnehmen/>
Presseinformation als pdf
<https://www.nds-fluerat.org/wp-content/uploads/2020/01/2020-01-22-PI-Griechenland-Aufnahme.pdf>
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