[juF-nds] Heutige Debatte im Bundestag zu desolaten Zuständen in Griechenland - Wir fordern die Aufnahme von unbegleiteten minderjährigen Schutzsuchenden aus Griechenland als Mindestmaß an Menschlichkeit sofort umsetzen
Dörthe Hinz - Flüchtlingsrat Nds.
dh at nds-fluerat.org
Mi Jan 29 14:46:38 CET 2020
Liebe Interessierte,
anlässlich der heutigen Debatte im Bundestag, leiten wir hiermit zwei
Pressemitteilungen weiter:
1. Gemeinsame Pressemitteilung von Flüchtlingsrat Niedersachsen, Equal
Rights Beyond Borders und Bundesfachverband unbegleitete minderjährige
Flüchtlinge (BumF):
<https://www.nds-fluerat.org/41601/aktuelles/aufnahme-von-unbegleiteten-minderjaehrigen-schutzsuchenden-aus-griechenland-als-mindestmass-an-menschlichkeit-sofort-umsetzen/>
<https://www.nds-fluerat.org/41601/aktuelles/aufnahme-von-unbegleiteten-minderjaehrigen-schutzsuchenden-aus-griechenland-als-mindestmass-an-menschlichkeit-sofort-umsetzen/>Aufnahme
von unbegleiteten minderjährigen Schutzsuchenden aus Griechenland als
Mindestmaß an Menschlichkeit sofort umsetzen
<https://www.nds-fluerat.org/41601/aktuelles/aufnahme-von-unbegleiteten-minderjaehrigen-schutzsuchenden-aus-griechenland-als-mindestmass-an-menschlichkeit-sofort-umsetzen/>
2. Gemeinsame Pressemitteilung von Pro Asyl und Landesflüchtlingsräte
<https://www.nds-fluerat.org/41605/aktuelles/bundestag-beraet-ueber-desolate-zustaende-in-griechischen-lagern/>:
Bundestag berät über desolate Zustände in griechischen Lagern
<https://www.nds-fluerat.org/41605/aktuelles/bundestag-beraet-ueber-desolate-zustaende-in-griechischen-lagern/>
1. *Gemeinsame Pressemitteilung von Flüchtlingsrat Niedersachsen, Equal
Rights Beyond Borders und Bundesfachverband unbegleitete minderjährige
Flüchtlinge (BumF):
<https://www.nds-fluerat.org/41601/aktuelles/aufnahme-von-unbegleiteten-minderjaehrigen-schutzsuchenden-aus-griechenland-als-mindestmass-an-menschlichkeit-sofort-umsetzen/>
*
*Aufnahme von unbegleiteten minderjährigen Schutzsuchenden aus
Griechenland als Mindestmaß an Menschlichkeit sofort umsetzen*
Anlässlich der heutigen Debatte im Bundestag über die Aufnahme
unbegleiteter Schutzsuchender aus den EU-Hotspots in Griechenland
fordern der Flüchtlingsrat Niedersachsen, der Bundesfachverband
unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (BumF) und Equal Rights Beyond
Borders die Bundesregierung auf, sofort zu handeln und unbegleitete
minderjährige Geflüchtete, die in Griechenland oft unter katastrophalen
Bedingungen leben, aufzunehmen.
Mittlerweile müssen über _41.500 Schutzsuchende_
<https://data2.unhcr.org/en/documents/download/73657>in den
menschenunwürdigen Bedingungen in den sog. Hotspots auf den Inseln in
der Ostägäis ausharren, die aber nur für ca. 9000 Personen ausgelegt
sind. Die Zustände verschlechtern sich stetig, weil die Anzahl von
Menschen, die auf den Inseln feststecken, aufgrund der restriktiven
Residenzpflicht weiter steigt und es – bei schlechter werdendem Wetter –
immer noch an jeglicher Infrastruktur fehlt.
„/Ein Drittel der Betroffenen in den Hotspots sind Kinder, über die
Hälfte von ihnen ist jünger als zwölf Jahre alt. Unter ihnen auch über
2.000 unbegleitete minderjährige Geflüchteten. Insgesamt halten sich in
ganz Griechenland über 5.000 unbegleitete Minderjährige auf, von denen
viele Verwandte in Deutschland haben. Für diese ist die Bundesrepublik
nach den Regeln des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems zuständig. Sie
müssen nach Deutschland überstellt werden!“/, so Robert Nestler von
Equal Rights Beyond Borders.
Stattdessen blockiert die Bundesrepublik die Überstellung. Im letzten
Jahr wurden _fast 3/4 aller Aufnahmeersuchen von Griechenland an
Deutschland abgelehnt_
<https://www.migazin.de/2020/01/28/mehrzahl-der-antraege-auf-familiennachzug-aus-griechenland-scheitert/>,
viele davon rechtswidrig. „/Auf der anderen Seite werden fast 80 Prozent
der gerichtlichen Verfahren, die wir gegen Ablehnungen von deutscher
Seite führen, zugunsten der Schutzsuchenden entschieden. Dieser nicht zu
rechtfertigende Gegensatz zeigt ein gestörtes Verhältnis zum
Rechtsstaat“/, so Nestler.
Aufgrund dieser Praxis dürfen die Kinder nicht nach Deutschland. Sie
sollten eigentlich in besonderen Einrichtungen und Sicherheitszonen
untergebracht werden. In der Realität leben sie jedoch häufig auf der
Straße oder in behelfsmäßig aufgestellten Zelten. „/Oft werden
unbegleitete minderjährige Geflüchtete in Griechenland auch unter
kinderrechtswidrigen Umständen unrechtmäßig inhaftiert. Der Europäische
Gerichtshof für Menschenrechte hat dies bereits mehrfach als
rechtswidrig eingestuft. Aufgrund fehlender Schutzräume für
Minderjährige sind die meisten Jugendlichen und Kinder so häufig von
Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch, bedroht; sie haben kaum Zugang zu
medizinischer Versorgung oder ausreichend Nahrung.“/, so Dörthe Hinz vom
Flüchtlingsrat Niedersachsen.
Dies zeigen zahlreiche _Berichte zur Situation_
<https://b-umf.de/src/wp-content/uploads/2019/07/2019_07_17_umf-in-griechenland.pdf>unbegleiteter
Minderjähriger in Griechenland, die dokumentieren, dass diese Zustände
bereits seit 2016, seit Bestehen der EU-Türkei Erklärung, weder im
Einklang mit europäischem Recht noch im Einklang mit den Vorgaben der
UN-Kinderrechtskonvention stehen. Kinder, die als Schutzsuchende vor
Krieg fliehen, sollten innerhalb der Europäischen Union sofort Schutz
und eine gute humanitäre und medizinische Versorgung erhalten, sowie
Zugang zu Bildung.
*Flüchtlingsrat Niedersachen, B-UMF und Equal Rights fordern: *
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sollte endlich aufhören, die
Familienzusammenführung von Minderjährigen rechtswidrig zu verhindern.
Auch darüber hinaus stehen rechtliche Möglichkeiten zur Aufnahme von
Geflüchteten aus Griechenland bereit. „/Es ist leider zu einer Frage des
politischen Willens geworden, ob Minderjährige aus den katastrophalen
Verhältnissen rausgeholt werden können“,/ so Nestler.
„/Zahlreiche Kommunen und mittlerweile auch sieben Bundesländer haben
ihre Aufnahmebereitschaft für unbegleitete minderjährige Schutzsuchende
aus Griechenland erklärt. Diese Aufnahmebereitschaft der Kommunen und
Länder sollte die Bundesregierung unterstützen“, /so Hinz.
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*2.
<https://www.nds-fluerat.org/41605/aktuelles/bundestag-beraet-ueber-desolate-zustaende-in-griechischen-lagern/>**Gemeinsame
Pressemitteilung von Pro Asyl und
Landesflüchtlingsräte<https://www.nds-fluerat.org/41605/aktuelles/bundestag-beraet-ueber-desolate-zustaende-in-griechischen-lagern/>:
<https://www.nds-fluerat.org/41605/aktuelles/bundestag-beraet-ueber-desolate-zustaende-in-griechischen-lagern/>Bundestag
berät über desolate Zustände in griechischen Lagern
<https://www.nds-fluerat.org/41605/aktuelles/bundestag-beraet-ueber-desolate-zustaende-in-griechischen-lagern/>*
*PRO ASYL und Landesflüchtlingsräte fordern humanitäre Aufnahme aus
Albtraum-Lagern wie Moria
*Anlässlich der heutigen Beratung im Bundestag über die humanitäre
Aufnahme von Kindern und Jugendlichen aus den griechischen Lagern
<https://proasylde.acemlna.com/lt.php?s=09420557f3553fd86d8d305947fad5f1&i=60A161A8A581>appellieren
PRO ASYL und Landesflüchtlingsräte an die Bundesregierung, die
katastrophale Lage für die Schutzsuchenden endlich zu beenden und eine
schnelle Aufnahme zu gewährleisten.
Viele der Kinder und Jugendlichen könnten über das Dublin-Verfahren zu
ihren Angehörigen nach Deutschland gelangen. Bekannt gewordene Zahlen
legen jedoch offen
<https://proasylde.acemlna.com/lt.php?s=09420557f3553fd86d8d305947fad5f1&i=60A161A8A582>,
dass Deutschland die Ersuche für eine Familienzusammenführung massenhaft
ablehnt: Drei Viertel aller Anträge wurden 2019 zurückgewiesen. Mit
dieser harten Dublin-Ablehnungspraxis und der jüngsten Entscheidung des
Bundesinnenministeriums
<https://proasylde.acemlna.com/lt.php?s=09420557f3553fd86d8d305947fad5f1&i=60A161A8A583>,
kein Aufnahmeprogramm für Geflüchtete auf Lesvos aufzulegen lässt die
Bundesregierung Schutzsuchende und die Bedürftigsten unter ihnen
buchstäblich im Stich, so die Organisationen.
Angesichts der großen Aufnahmebereitschaft durch mehrere Bundesländer,
Städte und Kommunen, die bislang signalisiert wurde, ist das Vorgehen
der Bundesregierung völlig unverständlich. Weder Decken noch
Geldzahlungen an Griechenland sind die Lösung
<https://proasylde.acemlna.com/lt.php?s=09420557f3553fd86d8d305947fad5f1&i=60A161A8A584>–
die Menschen brauchen Schutz und Perspektive in Deutschland und den
anderen EU-Staaten. Deutschland muss insbesondere all diejenigen
aufnehmen, die familiäre Bezüge haben.
Griechenland hat derweil mit den ersten Inhaftierungen schutzsuchender
Menschen
<https://proasylde.acemlna.com/lt.php?s=09420557f3553fd86d8d305947fad5f1&i=60A161A8A585>begonnen.
Auf der Insel Kos werden 55 Geflüchtete, darunter auch Familien, in den
Abschiebeflügel des dortigen »Hotspot«-Lagers bis zum Ausgang ihres
Verfahrens festgehalten.
*Situation vor Ort: Albtraum Moria
*
In Moria, aber auch in anderen Großlagern auf den griechischen Inseln
werden das Kindeswohl und die Rechte von Kindern Tag für Tag eklatant
verletzt. In den Aufnahmelagern herrschen Überfüllung, Mangelversorgung
und kaum zu beschreibendes Elend. Moria, das größte der Lager auf der
Insel Lesvos ist ein Albtraum für Schutzsuchende; besonders Kinder und
Jugendliche sind den untragbaren Bedingungen schutzlos ausgesetzt.
Die Mehrheit der Kinder muss zusammen mit Erwachsenen unter extrem
prekären Bedingungen leben. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks
<https://proasylde.acemlna.com/lt.php?s=09420557f3553fd86d8d305947fad5f1&i=60A161A8A586>schlief
die Hälfte der 1.150 unbegleiteten Kinder, die im November 2019 in Moria
lebten, in Großzelten oder musste sich selbst einen Schlafplatz suchen.
Die »Sicherheitszone« innerhalb des Hotspots (mit einer Kapazität für
nur 66 unbegleitete Minderjährige) ist völlig überfüllt.
2019 verloren drei Kinder in Moria ihr Leben. Im August 2019 starb ein
15-jähriger unbegleiteter Junge
<https://proasylde.acemlna.com/lt.php?s=09420557f3553fd86d8d305947fad5f1&i=60A161A8A587>nach
einem Konflikt in der »Sicherheitszone«.
Im Inneren des Hotspots gibt es derzeit 90 Toiletten und 90 Duschen. Das
heißt, auf 200 Personen kommen eine Toilette und eine Dusche. In Teilen
des »Olivenhains« rund um das Lager teilen sich bis zu 500 Personen eine
Dusche. Für die grundlegendsten Bedürfnisse, eingeschlossen die
Essensausgabe, müssen die Menschen in Moria jeden Tag stundenlang
Schlange stehen.
Nach Angaben der Nationalen Organisation für Öffentliche Gesundheit
<https://proasylde.acemlna.com/lt.php?s=09420557f3553fd86d8d305947fad5f1&i=60A161A8A588>gibt
es in Moria drei Ärzte – für derzeit knapp 20.000 Schutzsuchende
<https://proasylde.acemlna.com/lt.php?s=09420557f3553fd86d8d305947fad5f1&i=60A161A8A589>im
Lager.
Zum vollständigen Bericht von Refugee Support Aegean/PRO ASYL über die
derzeitigen Zustände in Moria geht es hier.
<https://proasylde.acemlna.com/lt.php?s=09420557f3553fd86d8d305947fad5f1&i=60A161A8A590>
--
Dörthe Hinz
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