[juF-nds] Widerrufsverfahren -Zahlen 2019 und Auswirkung auf Familiennachzug -Antwort auf schriftliche Fragen
Dörthe Hinz - Flüchtlingsrat Nds.
dh at nds-fluerat.org
Di Jun 18 09:34:52 CEST 2019
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Subject: Widerrufsverfahren -Zahlen 2019 und Auswirkung auf
Familiennachzug -Antwort auf schriftliche Fragen
Date: Mon, 17 Jun 2019 11:18:37 +0000
From: Graf Jutta <jutta.graf at gruene-bundestag.de>
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
anbei die Antworten des BMI auf zwei schriftliche Fragen von Luise
Amtsberg, MdB, zu den Zahlen erfolgter Widerruf und Rücknahmen des
Schutzstatus in den ersten vier Monaten des Jahres 2019 -sowie zur
Bearbeitungsdauer der Widerrufsverfahren und zu den Auswirkungen eines
eingeleiteten Widerrufsverfahrens für Familiennachzugsverfahren zur
Kenntnis. Angesichts der Antwort des BMI, dass ein eingeleitetes
Widerrufsverfahren keine Auswirkungen auf Familiennachzugsverfahren
habe, bitten wir um Mitteilung ob dies aus Sicht der Beratungsstellen
und Anwaltschaft zutrifft. Uns sind jedenfalls gegenteilige Fälle
bekannt...wir würden da gerne weiter nachbohren.
Hier das Statement von Luise Amtsberg zu den Antworten des BMI:
"Derzeit leitet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)
anlasslos bei fast allen Menschen, die einen Schutzstatus erhalten
haben, Widerrufsverfahren ein. Im Geordnete-Rückkehr-Gesetz soll die
Frist zur Einleitung des Widerrufverfahrens von drei auf bis zu fünf
Jahre erhöht werden, weil die Kapazitäten des BAMF durch die
Widerrufsverfahren unnötig strapaziert werden. Das Asylgesetz sieht vor,
dass ein positiver Bescheid nur widerrufen werden kann, wenn sich die
Situation im jeweiligen Herkunftsland nachhaltig verbessert hat. Davon
sind wir bei den Hauptherkunftsländern Syrien, Irak, Eritrea und
Afghanistan aber sehr weit entfernt.
Dementsprechend überrascht es nicht, dass mir das Bundesministerium des
Innern, für Bau und Heimat (BMI) die Auskunft gegeben hat, dass von
Januar bis April nur 489 Widerrufe ergangen sind, weil sich die
Situation im Herkunftsland für die betreffende Person verbessert hat.
Bei insgesamt 32.667 Entscheidungen über Widerrufs- und
Rücknahmeverfahren sind das nur 1,5 %. Die Übrigen 98,5 % werden während
des Widerrufsverfahrens zu Unrecht über Monate in Angst versetzt.
Überraschend ist hingegen, dass uns die Bundesregierung auf Anfrage
nicht sagen konnte, wie lange ein Widerrufsverfahren dauert. Aus der
Praxis wissen wir von anerkannten Flüchtlingen, in deren Fällen das BAMF
Widerrufsakten angelegt, dann aber monatelang nicht bearbeitet hat.
Das hat auch gravierende Auswirkungen auf Familienzusammenführungen. Das
BMI hat in seiner Antwort auf meine schriftliche Frage behauptet, nicht
abgeschlossene Widerrufsverfahren hätten keinen Einfluss auf
Visaverfahren für den Familiennachzug. Die Praxis sieht aber anders aus.
Es wird oft monatelang nicht über die Visaverfahren entschieden mit der
Begründung, dass das BAMF ein Widerrufsverfahren eingeleitet habe,
dessen Ausgang man erst abwarten müsse. Das zermürbt die getrennten
Familien und blockiert eine der wenigen legalen Möglichkeiten nach
Deutschland zu kommen.
Aus meiner Sicht darf ein Widerrufsverfahren - genau wie das
Innenministerium es schreibt - keinen Einfluss auf das Visumsverfahren
haben. Denn solange das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge seine
Entscheidung nicht widerrufen hat, besteht die Aufenthaltserlaubnis fort."
Die Presse berichtete wie folgt darüber:
https://www.pnn.de/migration-bamf-hebt-rund-1-8-prozent-der-asylbescheide-auf/24460950.html
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-06/asylverfahren-bundesamt-fuer-migration-und-fluechtlinge-asyl-asylbescheid-widerruf
Freundliche Grüße
Jutta Graf
Jutta Graf
Referentin für Flüchtlingspolitik
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