[juF-nds] Bericht zur Fachtagung "Umgang mit extremistischen Orientierungen bei Jugendlichen"

Dörthe Hinz - Flüchtlingsrat Nds. dh at nds-fluerat.org
Do Mär 28 13:33:35 CET 2019



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Betreff: 	Umgang mit extremistischen Orientierungen bei Jugendlichen
Datum: 	Thu, 28 Mar 2019 13:06:21 +0100
Von: 	Britta Grashorn <info at brittagrashorn.de>
Antwort an: 	Britta Grashorn <info at brittagrashorn.de>
An: 	Info (at) Britta Grashorn M.A. <info at brittagrashorn.de>



PRESSEMITTEILUNG

Fachtagung zum Umgang mit extremistischen Orientierungen bei 
Jugendlichen am 28. März in Hannover

*Gut informiert und standfest im Gespräch bleiben*

/(Hannover, 28. März 2019)/*90 Prozent der Jugendlichen und jungen 
Erwachsenen, die in Deutschland leben, halten die Vielfalt der Menschen 
in unserer Gesellschaft für richtig und wichtig. Das belegen Studien wie 
„Zukunft? Jugend fragen!“ (Bundesfamilienministerium 2018). Gleichzeitig 
machen Jugendliche Schlagzeilen, die sich zu rechtsextremistischen 
Positionen bekennen, Gewalt gegenüber Minderheiten als legitim ansehen 
oder sich islamistischen Bewegungen zuwenden und strenge 
Glaubensauffassungen vehement vertreten. Wie kommt das?*

„Sich in der Jugend extrem und radikal zu gebärden ist kein neues 
Phänomen. Es gehört quasi zum Erwachsenwerden dazu“, erklärt *Andrea 
Buskotte*, Fachreferentin für Gewaltprävention der Landesstelle 
Jugendschutz Niedersachen (LJS). Jugendliche zu verstehen, ihren Wunsch 
nach Abgrenzung und ihre Suche nach Identität zu akzeptieren, aber nicht 
einverstanden zu sein mit rassistischen oder diskriminierenden Haltungen 
und Äußerungen – das ist nach Buskottes Erfahrung eine gute Richtschnur 
für den Umgang mit jungen Menschen, die von radikalem Gedankengut 
fasziniert sind. Wie aber geraten Jugendliche auf extremistische Abwege, 
welche Problemlagen spielen dabei eine Rolle, wie lassen sich 
Feindbilder und Vorurteile alters- und zeitgemäß thematisieren und 
bearbeiten, wie können Teams in den unterschiedlichen Feldern der 
Kinder- und Jugendhilfe eine gemeinsame Haltung und Handlungsansätze 
dazu entwickeln? Antworten auf diese Fragen standen am Donnerstag im 
Mittelpunkt der Fachtagung „Radikale Sinnsuche? Maximale Provokation?“, 
zu der LJS gemeinsam mit der Katholischen Jugendsozialarbeit Nord (KJS) 
nach Hannover eingeladen hatte.

*Schulungen sind unverzichtbar*
„Die Jugendarbeit wirkt wie ein Seismograf gesellschaftlicher 
Strömungen: Politischer Extremismus, salafistische Radikalisierung, 
Fremden- bzw. Muslimfeindlichkeit, Antisemitismus sind bei uns längst 
angekommen. Dem müssen wir mit zielgruppenorientierten, zeitgemäßen 
Präventions- und Interventionsstrategien begegnen. Das setzt gut 
informierte und standfeste Ansprechpartnerinnen und -partner voraus“, 
betont *Angela Denecke*, Geschäftsführerin der KJS Nord gGmbh und der 
Landesarbeitsgemeinschaft der Jugendsozialarbeit in Niedersachsen. Vor 
diesem Hintergrund haben sich in Hannover ca. 100 Fachkräfte aus der 
Kinder- und Jugendhilfe mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft 
und Praxis mit extremistischen Orientierungen bei Jugendlichen 
auseinandergesetzt.

*Checkliste zum Erkennen von Extremisten?*
Die Sozialpsychologin *Prof. Dr. Nicole Harth* von der 
Ernst-Abbe-Hochschule Jena referierte über die Dynamiken von 
Diskriminierung und Radikalisierung. „Viele Leute fragen, gibt es eine 
Checkliste, um Extremisten zu erkennen? Die Antwort lautet: Nein. 
Radikalisierung ist ein komplexer Prozess. Aber es gibt Anzeichen für 
problematische Entwicklungen, die wir systematisch weiter erforschen. Im 
Umgang mit gefährdeten Jugendlichen ist es wichtig, den Kontakt zu ihnen 
nicht zu verlieren", betont die Wissenschaftlerin.

*Haltung lässt sich nicht von jetzt auf gleich entwickeln
*„Professionelle Haltungen in der Sozialen Arbeit entstehen nicht im 
luftleeren Raum, sondern im gesellschaftlichen und institutionellen 
Kontext. Diese lassen sich nicht von jetzt auf gleich entwickeln“, sagt 
*Christine Müller*, Fachreferentin der Landesarbeitsgemeinschaft 
Katholische Jugendsozialarbeit Nordrhein-Westfalen (Köln). Sie stellte 
ein Projekt zur Förderung rassismuskritischer und migrationssensibler 
Kompetenz zur Diskussion. Dabei geht es um die Frage, wie diese als 
Erweiterung der eigenen Handlungsfähigkeit und professionellen Haltung 
verstanden und eine selbstreflexive Auseinandersetzung mit Rassismus mit 
Klientinnen und Klienten, aber auch in den Teams und Einrichtungen der 
Jugendsozialarbeit (besser) umgesetzt werden kann. Drei Einrichtungen 
der Jugendsozialarbeit wurden ein Jahr lang von externen Coaches 
begleitet. Mitarbeitende, Jugendliche und junge Erwachsene setzten sich 
getrennt mit dem Thema Rassismus auseinander. Bei den Jugendlichen stand 
der Austausch und das Empowerment in geschützten Räumen im Vordergrund, 
bei den Teams die Eigenreflexion im Umgang mit dem Thema und die 
Entwicklung von Handlungsstrategien. Zum Abschluss wurden Interviews 
geführt, die zurzeit ausgewertet werden, um eine Grundlage zur 
Formulierung von Handlungsempfehlungen für die Umsetzung 
rassismuskritischer Ansätze in der Jugendsozialarbeit, für die 
interkulturelle Öffnung zu bieten.

*Wege aus dem Extremismus
*Der Jurist und Trainer *Numan Özer* vom Netzwerk „180 Grad Wende“ in 
Köln stellte Projekte vor, die zur Prävention und Intervention bei 
islamistischer Radikalisierung an Schulen eingesetzt werden. „Für die 
erfolgreiche Präventionsarbeit brauchen wir eine Landschaft, die den 
Betroffenen in den verschiedensten Lebensbereichen begegnet. Wir agieren 
aus dem Umfeld der Betroffenen heraus, um diese authentisch auf 
Augenhöhe erreichen zu können und haben damit Erfolg“, berichtet Özer. 
Von zentraler Bedeutung ist die Multiplikatoren-Ausbildung: Junge 
Engagierte durchlaufen ein speziell konzipiertes Ausbildungsprogramm, 
dass sie sowohl in ihrer eigenen Persönlichkeitsentwicklung stärkt als 
auch für die Belange gefährdeter Altersgenossen sensibilisiert. Das 
Modellprojekt „180 Grad Wende“ wird vom Bundesfamilienministerium seit 
2015 gefördert und umfasst eine Vielzahl an Projekten und Maßnahmen, die 
junge, gefährdete Menschen frühzeitig erreichen und konkrete 
Hilfestellungen für eine perspektivreiche Zukunft bieten sollen. Unter 
anderem gibt es ein Fußball- und Schulprogramm gegen Hass und 
Menschenfeindlichkeit, Maßnahmen zur Arbeitsmarktintegration und 
Bildungsberatung, eine Akademie zur Förderung von jungen Talenten, eine 
Beratungsstelle für Extremismus-Prävention sowie Angebote zur Stärkung 
von jungen Mädchen und Frauen (https://180gradwende.de/180-grad-wende-r/).

*Radikalisierungsprävention 2.0
*„Wir dürfen in der Präventionsarbeit die Digitalisierung nicht 
verschlafen. Auch im virtuellen Raum lassen sich Denkanstöße geben und 
echte Beziehungen aufbauen.“ Davon ist *Daniel Speer *überzeugt. Der 
Sozialpädagoge leitet das Modellprojekt „OHA Online Hass Abbauen“ des 
Jenaer Bildungs- und Jugendhilfeträgers Drudel 11: Mit Unterstützung des 
Bundesministeriums für Familie und Jugend, des Landes Thüringen und der 
Bauhaus-Universität Weimar wird bis Ende dieses Jahres ein 
multimediales, interaktives Trainingsprogramm im Jugendarrest in 
Arnstadt erprobt, das in pädagogische Settings eingebettet ist. „Am Ende 
wird ein vollständig webbasiertes Training entstehen, das junge Menschen 
zum Ausstieg aus rechtsextremen Szenen motiviert und sie dabei 
unterstützt, erste Schritte in ein Leben ohne Hass und Gewalt zu tun“, 
verspricht Speer (https://www.drudel11.de/de/projekte/online-hass-abbauen/).

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**Medienkontakt
*Andrea Buskotte, Referentin für Gewaltprävention der Landesstelle 
Jugendschutz Niedersachsen (LJS), Leisewitzstr. 26, 30175 Hannover, T: 
0511 – 858788, andrea.buskotte at jugendschutz-niedersachsen.de 
<mailto:andrea.buskotte at jugendschutz-niedersachsen.de>
*Tagungshandy 0176 – 98291197*

*Ein Bildmotiv *zur honorarfreien Verwendung bei Quellennennung (Foto: 
LJS) finden Sie in dieser Dropbox:
https://www.dropbox.com/sh/ch12nh86x24ot13/AAC8e_hUTgXCpINEf-cQbLv4a?dl=0

Auf dem Bild zu sehen sind (v.l.): Christine Müller (KJS NRW), Prof. Dr. 
Nicole Harth (Ernst-Abbe-Hochschule Jena), Andrea Buskotte (LJS), Angela 
Denecke (KJS Nord)

*Mehr Information**zur Landestelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS)
*www.jugendschutz-niedersachsen.de 
<http://www.jugendschutz-niedersachsen.de>

*Mehr Information zur Katholischen Jugendsozialarbeit Nord (KJS)
*www.nord.jugendsozialarbeit.de/

*Materialien für die pädagogische Arbeit/zur Information: *Dazu finden 
Sie auf Seite 3 der Pressemitteilung eine ausführliche Liste (PM s.a. 
dropbox)

Mit freundlichen Grüßen
im Auftrag der LJS
---
Britta Grashorn M.A.
Journalistin
Text + PR
Tel.    0511 - 69 85 09
mobil  0171 - 19 09 47 1
info at brittagrashorn.de <mailto:info at brittagrashorn.de>

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