[Runder Tisch Hannover] Einladung: Aufbau einer Umtausch-Initiative für Geflüchtete am 05.12., 19h
Sigmar Walbrecht
SW at Nds-Fluerat.org
Mi Nov 6 08:43:26 CET 2024
Liebe Mitglieder des Runden Tisches,
in Niedersachsen wird voraussichtlich ab Dezember für Geflüchtete, die
unter die Minderleistungen nach §§ 3 und 3a des
Asylbewerberleistungsgesetzes fallen, die diskriminierende Bezahlkarte
eingeführt (siehe PM des MI hier
<https://www.mi.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presseinformationen/startschuss-zur-einfuhrung-der-bezahlkarte-fur-gefluchtete-in-niedersachsen-236902.html>).
Per Erlass sollen die Kommunen auf die Umsetzungen mit bestimmten
restriktiven Kriterien verpflichtet werden, wie insbesondere die
Beschränkung des verfügbaren Bargeldes von 50,- im Monat pro Person. Für
Hannover wird das bedeuten, dass die Social Card für Geflüchtete im
Bezug von Leistungen nach §§ 3, 3a AsylbLG nicht mehr zur Verfügung
stehen wird.
Vor diesem Hintergrund möchte ich die unten stehende Einladung für ein
Treffen zum Aufbau einer Umtausch-Initiative zur Kenntnis geben.
gez.
Sigmar Walbrecht
---------------------------------------------------------------------------------------
*Gegen Ausgrenzung und Entrechtung von Geflüchteten!*
*Organisieren wir den solidarischen Umtausch!*
*Einladung zum Aufbau einer Umtausch-Initiative in Hannover am Do.,
05.12, 19.00 Uhr*
Im Januar dieses Jahres hatten sich die Bundesländer und die
Bundesregierung darauf geeinigt, eine mit Restriktionen versehene
Bezahlkarte für Geflüchtete, die Leistungen nach dem
Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) erhalten, einzuführen. Im Mai
traten Änderung im Asylbewerberleistungsgesetz in Kraft, die die
gesetzliche Grundlage für die Umsetzung schaffen. Alle Bundesländer
außer Bayern und Mecklenburg-Vorpommern haben sich auf eine
gemeinsame Ausschreibung zur technischen Umsetzung dieser
Bezahlkarte verständigt. In der Ausschreibung wurden technische
Kriterien festgelegt, die die Bezahlkarte erfüllen soll, so
insbesondere:
*
Begrenzung der Verfügbarkeit von Bargeld
*
Einsatz der Karte soll auf Postleitzahlengebiete begrenzt werden
können
*
keine Auslandsüberweisungen zulassen
*
Nutzung von Money-Transfer-Services ist ausgeschlossen
*
kein Einsatz der Karte im Auslands
*
es können sog. „Whitelists“ und „Blacklists“ eingerichtet
werden, als bestimmte Waren- oder Dienstleistungsanbieter
zugelassen oder ausgeschlossen werden
Inzwischen hat das Unternehmen Secupay AG den Zuschlag bekommen.
Diese Firma stellt auch die grundsätzlich sinnvoll, weil ohne
Restriktionen verbundenen Social Card für die Stadt Hannover her.
Die Secupay AG wird auch die dsikriminierenden Bezahlkarten für ganz
Niedersachsen herstellen. Die Landesregierung plant ab Dezember die
Karten zunächst an die Geflüchteten in den Erstaufnahmeeinrichtungen
auszugeben. In einer späteren Phase Anfang 2025 sollen dann auch die
Kommunen die technische Möglichkeit bekommen, diskriminierende
Bezahlkarten auszugeben.
In Niedersachsen ist nach unserem Kenntnisstand die Bezahlkarte in
folgender Form geplant:
*
die diskriminierende Bezahlkarte mit Bargeldbeschränkungen
sollen nur Geflüchtete bekommen, die die Minderleistungen nach
§§ 3 und 3a AsylbLG erhalten. Diese leistungen liegen ca. 20%
unter dem Bürgergeld
*
Begrenzung des monatlich verfügbaren Bargeldbetrages auf 50,-
pro Person (Erwachsene wie Kinder)
*
individueller Mehrbedarf an Bargeld kann/muss beantragt werden
*
keine Beschränkung auf Postleitzahlengebiete innerhalb
Niedersachsens
*
außer Money-Transfer-Services wird es keine Beschränkungen bei
den Waren und Dienstleistungen geben
Diese o.g. Vorgaben werden in einen Erlass des Innenministeriums
verfasst werden, der dann für die Kommunen binden ist. Kommunen
können also nicht einfach entscheiden, die Bezahlkarte weniger
restriktiv umzusetzen.
Auch wenn die Restriktionen, die mit der Bezahlkarte verbunden sind,
in Niedersachsen noch verhältnismäßig gering sind, so ist doch
insbesondere die Limitierung des Bargeldes ein erheblicher Eingriff
in die Selbstbestimmung der Menschen und senkt faktisch ihre ohnehin
zu geringen Leistungen weiter ab. Denn mit einer Kartenzahlung
können oftmals weder die günstigsten Waren und Dienstleistungen
erworben werden; noch können alle notwendigen Dinge überhaupt mit
einer Karte gezahlt werden. Mehrbedarfe an Bargeld werden i.d.R. nur
auf Antrag bewilligt werden. Ein Mehrbedarf an Bargeld kann zwar
beantragt werden, doch die hohe Hürde dieses Antragsverfahrens wird
absehbar viele Betroffene daran hindern, ihren Anspruch wahrzunehmen
Vor diesem Hintergrund haben bereits mehrere Initiativen in
Niedersachsen beschlossen, einen solidarischen Umtausch zu
organisieren, der es Geflüchteten erlaubt, trotz diskriminierender
Bezahlkarte wenigstes etwas mehr Bargeld zur Verfügung zu haben.
Überdies könnten über Umtauschinitiativen Geflüchtete auch bei der
Durchsetzung ihrer Rechte unterstützt werden, z.B. wenn es darum
geht, Mehrbedarfe durchzusetzen oder gegen die Bezahlkarte rechtlich
vorzugehen. Der solidarische Umtausch kann einerseits praktische
Solidarität mit Geflüchteten darstellen, andererseits auch
politischen Druck gegen diese symbolpolitische diskriminierende
Maßnahme mit aufbauen.
Auch Solinet Hannover möchte dazu beitragen, in Hannover einen
solidarischen Umtausch aufzubauen.
Darum laden wir alle interessierten Gruppen und Organisationen zu
einem ersten
*Treffen zum* *Aufbau einer Umtausch-Initiative* ein:
*am Donnerstag, 05.12.2024, 19.00 Uhr*
*Ort: UJZ Kornstraße (Kornstr. 28-30, 30167 Hannover), Seminarraum*
Wir freuen uns auf Eure Teilnahme!
Solinet Hannover
*Weitere Infos zur diskriminierenden Bezahlkarte:*
Stellungnahmen zur diskriminierenden Bezahlkarte vom
Flüchtlingsrates Niedersachsen
<https://www.nds-fluerat.org/60828/aktuelles/bezahlkarte-ist-symbolpolitische-ausgrenzung-von-gefluechteten/>
Aktionsseite zu „Bezahlkarte“
<https://www.nds-fluerat.org/aktionen/aktionsseite-gegen-die-diskriminierende-bezahlkarte-in-niedersachsen-und-anderswo/>
auf der Webseite des Flüchtlingsrats Nds.
Infos und Stellungnahme zur Bezahlkarte von Pro Asyl
<https://www.proasyl.de/news/so-laeuft-das-nicht-die-lange-liste-der-probleme-mit-der-bezahlkarte/>
https://www.proasyl.de/news/so-laeuft-das-nicht-die-lange-liste-der-probleme-mit-der-bezahlkarte/
Es gibt bereits *Umtauschinitiativen* in Hamburg: siehe Webseite
hier <https://www.bezahlkarte-nein.de/>
sowie München und Nürnberg: siehe auf Webseite des Bayerischen
Flüchtlingsrat hier
<https://www.fluechtlingsrat-bayern.de/bezahlkarte-bayernkarte-diskriminierungskarte/>
Die Landesregierung verbrämt die diskriminierende Bezahlkarte als
Bürokratieaubbau, wie u.a. in dieser Presseinformation
<https://www.mi.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presseinformationen/startschuss-zur-einfuhrung-der-bezahlkarte-fur-gefluchtete-in-niedersachsen-236902.html>
des Innenministeriums festzustellen ist.
--
Freundliche Grüße
Sigmar Walbrecht (er/ihn)
Koordinator im Projekt AZG
Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V.
Röpkestr. 12
D - 30173 Hannover
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